Gaskunden und Gaslieferanten treibt eine Frage um: Ist höhere Gewalt im Spiel, falls die Gaslieferverträge nicht eingehalten werden können?
Mit dieser Frage befassen sich Gasversorger und deren Kunden, die Industrieunternehmen sowie die Stadtwerke und womöglich bald auch Endkunden.
Ist höhere Gewalt im Spiel?
Insbesondere energieintensive Industrieunternehmen befürchten, dass die Gasversorger Ihnen gegenüber im Notfall „Höhere Gewalt“ geltend machen und die Lieferung einstellen. Gleichfalls würde eine drastische Gasverknappung auch viele Stadtwerke treffen, da sie auch große Endkunden der Gasversorger sind. Also prüfen auch die Großkunden, ob sie durch den nicht verschuldeten Umstand der höheren Gewalt ihre Lieferverpflichtungen den Kunden gegenüber noch einhalten müssen.
Stadtwerke können Ihre Gaslieferverträge mit Privatkunden jedoch nur einhalten, wenn sie selbst von großen Energiekonzernen Gas bekommen. Da Höhere Gewalt im Grunde nur vorliegt, wenn es überhaupt kein Gas mehr gibt oder es nicht gehandelt wird, versuchen einige Energieversorger mit der Änderung von Vertragsklauseln aus den Verträgen mit der Industrie heraus zu kommen, die hohen Preise an ihre Kunden weiterzugeben oder das Beschaffungsrisiko auf sie zu übertragen.
Privathaushalte sind betroffen
Das Energieembargo gegen Russland, hat eine Knappheit beim Erdgas zur Folge. In diesem Fall entscheidet der Staat, wer noch Gas bekommt. Nach der derzeitigen Gesetzeslage würden Privathaushalte weiterhin versorgt, Großverbraucher in der Industrie würden zuerst abgeschaltet.
Letztendlich wird sich ein Abschalten der Großindustrie auch auf Privathaushalte auswirken, denn viele Versorgungsindustrien benötigen große Mengen an Wärmeenergie. Wenn in Lebensmittelanbau oder -produktion das Gas fehlt, dann bleiben Supermarktregale leer.
Wenn beispielsweise die Glasindustrie aufgrund von Energiemangel die hohen Temperaturen nicht aufrechterhalten kann und die Produktionsanlagen Schaden nehmen, betrifft das letztendlich auch die Verbraucher. Solche Beispiele lassen sich noch zahlreich finden, denn etwa 31 Prozent der verbrauchten Energie wird nach Angaben des Statistischen Bundesamtes mit Erdgas gedeckt.